Die kulturelle Bedeutung von Haaren

Die kulturelle Bedeutung von Haaren

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Haare können deinen Look vollenden, den Anfang neuer Lebensphasen markieren, dich mit Selbstbewusstsein stärken oder dir den Tag vermiesen – Stichwort: Bad Hair Day. Wir wollen nicht melodramatisch werden, aber was wir da auf dem Kopf tragen, spielt schon eine ziemlich große Rolle. Haare markieren soziale Zuschreibungen und Abgrenzungen. Haarschnitte richten sich nach Alter, Status und Mode, spiegeln Geschlechter- und Körperbilder ihrer Epoche wider. Nicht umsonst haben wir uns vor 20 Jahren die Haare gekreppt, während der 2000er die Hälfte der Haarpracht über die Stirn gekämmt und sind voller Überzeugung mit einem Socken-Dutt auf dem Kopf durch die vergangene Dekade marschiert. Unsere Haare stellen ein äußeres Merkmal dar, das wir auf den ersten Blick wahrnehmen und besitzen schon allein deshalb eine Schmuckfunktion. Andererseits sind sie aber auch eng mit dem gesellschaftlichen Werte- und Normensystem verbunden. Ihre Bedeutung kann von Kultur zu Kultur stark variieren. Grund genug, sich die vielseitige Bedeutung von Haaren mal näher anzuschauen:

1. Kulturelle Identität

In vielen afrikanischen Kulturen werden Frisuren genutzt, um eine Zugehörigkeit zu gewissen ethnischen Gemeinschaften zum Ausdruck zu bringen. Bestimmte Frisuren markieren einen sozialen Status oder Familienstand. Der Afro wiederum ist ein Symbol des schwarzen Stolzes und Zeichen des Widerstands. Generell sind Haare oft auch mit Diskriminierung und Vorurteilen behaftet: Rotes Haar wurde lange Zeit mit dem Teufel in Verbindung gebracht, wofür rothaarige Menschen nicht selten mit dem Leben zahlen mussten. Und auch wenn die Konsequenzen der Gleichung „blond = blöd“ vielleicht nicht ganz so drastisch ausfallen – einen gesellschaftlichen Stereotyp hat sie dennoch hinterlassen. Das Schneiden von Haaren gilt oft auch als Initiationsritual. In Japan wird Neugeborenen nach 30 Tagen der Kopf rasiert, bevor sie im Tempel gesegnet und so in der Gesellschaft willkommen geheißen werden. Und auch wenn das Leben endet, spielt die Frisur eine Rolle: In manchen Kulturen schneiden sich die Menschen nach dem Verlust einer geliebten Person als Zeichen der Trauer die Haare ab. In anderen Kulturen trägt man eine Haarsträhne des/der Verstorbenen als Schmuck und sie oder ihn so immer bei sich.

2. Religiöse Bedeutung

Im Christentum gelten Haare als Symbol der Demut. Während langes Haar bei Männern als Zeichen von Stärke und Kraft interpretiert wird, steht es bei Frauen für Weiblichkeit – was auch immer das konkret bedeuten soll. Deshalb kam die Kirche mit dem Bubikopf der 1920er Jahre überhaupt nicht klar, prangerte ihn als ‚gottlos‘ an und sah ihn als Akt der Selbstverstümmelung. Im Hinduismus stehen Haare im Zeichen der Opferung: Hindus schneiden ihre Haare als einen Akt der Reinigung und Hingabe. Im Sikhismus hingegen tragen Männer unter Turbanen ihr ungeschnittenes Haar aus Hingabe und Respekt vor der Schöpfung Gottes, während einige Stämme amerikanischer Ureinwohner ihren Haaren eine spirituelle Bedeutung zuschreiben und in religiöse Zeremonien integrieren.

3. Persönlicher Ausdruck

Haare sind nicht nur ein Mittel, sich einer Kultur oder Religion zugehörig zu fühlen – sie sind auch ein wunderbarer Weg, die persönliche Identität zu unterstreichen. Die eigenen Haare selbstbestimmt zu verändern, ist ein wichtiger Schritt in der persönlichen Entwicklung. Haarschnitt und -styling kann den individuellen Stil und die Identität einer Person ausdrücken. Wer in den 1960ern einen Pilzkopf trug, hörte wahrscheinlich eher Beatles als Rolling Stones. Bei Veränderungen oder neuen Abschnitten im Leben ändern Menschen häufig auch ihre Frisur. Das ist kein veraltetes Klischee, sondern der Versuch, die Kontrolle zu behalten. Kurze Haare werden dabei häufig mit Neuanfang oder Freiheit in Verbindung gebracht, während man langes Haar mit Spiritualität assoziiert. Natürlich orientieren wir uns meist auch am Schönheitsideal unserer jeweiligen Kultur – und das kann von lockig bis glatt alles sein. Frisurentrends wiederholen sich übrigens im selben Rhythmus wie Modetrends. Frauenfrisuren wechseln beispielsweise zwischen Künstlichkeit und Natürlichkeit. Bei Männern stellen sich eher die Fragen: „Lang oder kurz?“ und „Bart oder nicht?“.

4. Geschlechtsidentität

Wo wir gerade bei Frauen- und Männerfrisuren sind: In vielen Kulturen werden bestimmte Haarlängen und -schnitte als typisch männlich beziehungsweise weiblich betrachtet. Während Haare bei Männern körperliche Stärke repräsentieren sollen, sind sie bei Frauen oft sexuell konnotiert und gelten als Zeichen der Verführung, weshalb sie in einigen Kulturen und Religionen zusammengesteckt oder gleich ganz verschleiert werden müssen. Menschen, die sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren, können mithilfe dieser „haarigen Stereotype“ ihre Identitätsexpression verändern.

 

 

Lea Schmid
Wenn die richtigen Worte fehlen, dann komm’ ich ins Spiel. Ich schreibe kurze und lange Texte, informative und emotionale Texte, fundierte, aber hoffentlich immer auch unterhaltsame Texte – nur nicht so gerne über mich. Deshalb setz’ ich an dieser Stelle einen Punkt. Und schreibe: Hey, ich bin Lea!

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