Vorsätze über Vorsätze
Mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken, die Bildschirmzeit reduzieren und das Körpergewicht noch dazu. Dafür aber endlich die seit Jahren existierende Mitgliedschaft im Fitnessstudio aus der Theorie in die Praxis holen, nur noch gesund und vor allem selbst kochen und sich mehr Zeit für die Liebsten nehmen. Kein neues Jahr ohne die alte Leier von den guten Vorsätzen. Also muss doch auch was dran sein, oder?
Bedingt. Der erste Tag eines neuen Jahres bietet eben so eine wunderbare Möglichkeit, alle Fehler in der Vergangenheit zu lassen und sich selbst zu optimieren. Dieses Vorhaben an sich ist ja schon ein sehr guter Vorsatz – er lässt sich nur leider nicht umsetzen. Sind deine Ziele zu hoch, wird die Enttäuschung noch größer und du absolut demotiviert sein. Klassische Vorsätze – vor allem gleich mehrere – füttern unsere Selbstzweifel und setzen uns unter Druck. Das wiederum führt zu Unzufriedenheit und mit der sollte nicht nur kein neues Jahr starten, sie macht es uns auch (beinah) unmöglich, unseren eigenen Anforderungen gerecht zu werden.
Abgesehen davon sind wir alle Gewohnheitstiere, die liebend gern an Bekanntem festhalten und sich nur sehr langsam an Veränderungen gewöhnen. Irgendwie klar, dass sich neue Routinen nicht automatisch vom 31.12. auf den 01.01. etablieren, nur weil das Jahr wechselt. Spoiler Alert: Wahrscheinlich wirst du nicht von heute auf morgen 5 Mal pro Woche um 6 Uhr morgens Sport treiben, wenn du gern ausschläfst und zuletzt zu Schulzeiten trainiert hast. Und das ist überhaupt nicht schlimm.
Neues Jahr - Neues Ziel
Ein neues Jahr ist ein toller Zeitpunkt, um etwas zu verändern – es müssen ja nicht gleich das ganze Leben und die gesamte Persönlichkeit sein. Eigentlich ist es ja gut, sich mal zu reflektieren und die eigenen Marotten/Glaubenssätze/Routinen zu hinterfragen. Vielleicht würdest du gern eine nervige Angewohnheit ablegen, z.B. zu allem „Ja“ zu sagen, ständig aufs Handy zu schauen oder immer ein offenes Ohr für deine*n innere*n Kritiker*in zu haben. Dann hilft es, dich auf dieses eine Ziel zu fokussieren und dich für kleine Misserfolge nicht zu geißeln, sondern sie gleich mit einzuplanen.
Je nachdem, was du dir vornimmst, kannst du dir auch verbündete Personen in deinem Umfeld suchen oder deinen Vorsatz schriftlich festhalten. Das gleiche gilt natürlich auch, wenn du dir eine Routine aneignen willst. Fürs vergangene Jahr hatte ich mir vorgenommen, Yoga zu machen. Nein, eigentlich habe ich den Fehler gemacht, mir vorzunehmen, jeden Tag um 7 Uhr mit einer Yoga-Einheit zu beginnen. Das hat nicht funktioniert, weil ich die Königin der Schlummertaste bin und Sport am Morgen hasse. Rückblickend habe ich trotzdem mehr als 200 Mal Yoga gemacht. Absolut richtig gerechnet, das ist bei weitem nicht täglich und ich stand auch garantiert an keinem einzigen Morgen um 7 Uhr auf der Matte. Trotzdem ist Yoga mittlerweile fester Bestandteil meines Lebens geworden, der mir und meinem Rücken guttut – auch wenn’s nur 10 Minuten kurz vorm Schlafengehen sind.
Auf ein wundervolles Jahr!
Ob gute Vorsätze also sinnvoll sind oder doch nur Druck erzeugen, wie strikt sie umgesetzt werden und für wie lang – das kann jede*r für sich entscheiden. Aber wir müssen nicht auf den 1.1. warten, um Dinge zu ändern, die uns stören. Und ein guter Vorsatz wäre doch auch, sich mal gar nichts vorzunehmen. Also: Auf ein wundervolles und frohes neues Jahr!