„Hast du deine Tage oder was?“ Wenn du dir diesen bescheidenen Spruch auch schonmal anhören durftest, verdrehst du gerade bestimmt genervt die Augen. Verständlicherweise. Schauen wir uns das hormonelle Auf und Ab des weiblichen Zyklus doch mal genauer an, um zu verstehen, worauf es sich auswirkt. Spoiler Alert: auf so ziemlich alles.
Die durchschnittliche Zyklusdauer einer erwachsenen Frau liegt zwischen 24 und 38 Tagen und lässt sich in vier Phasen einteilen. Deshalb greifen auch wir hier zum bewährten und sehr anschaulichen Jahreszeiten-Vergleich. Was unterscheidet die Phasen voneinander? Wie wirken sich diese Unterschiede auf dich aus? Und vor allem: Was kannst du tun, um dich jederzeit wohlzufühlen?
Phase #1: Die Periode oder ‚Der Winter‘
Wir starten außergewöhnlich, und zwar mit dem Winter. Glücklicherweise dauert der in diesem Fall nur drei bis sieben Tage, in denen die Gebärmutterschleimhaut abgebaut wird. Gleichzeitig stellt der Körper die Produktion von Progesteron ein und der anfangs extrem hohe Östrogen-Spiegel befindet sich im freien Fall. Das kannst du auch an deiner Haut feststellen: Sie ist jetzt besonders sensibel, neigt zu Trockenheit und Rötungen, außerdem zeichnen sich Poren und Falten deutlicher ab. Vielleicht tut es dir gut, dich bewusst zurückzuziehen, um dir Zeit für dich zu nehmen und deinen Akku für die kommenden Jahreszeiten aufzuladen.
Phase #2: Die Follikel-Phase oder ‚Der Frühling‘
Der Frühling erwacht und das tut auch dein Körper: Der Östrogen-Spiegel steigt und das Hormon FSH wird ausgeschüttet. Innerhalb dieser sieben bis zehn Tage verbessern sich deine Laune, deine Energie, deine Libido, dein Hautbild. Du fühlst dich wie ausgewechselt und kannst voller Motivation Pläne schmieden, deiner Kreativität freien Lauf lassen, neue Leute kennenlernen — Hauptsache Bewegung und kein Stillstand!
Phase #3: Die Ovulation oder ‚Der Sommer‘
Der Eisprung markiert den Start der dritten Jahreszeit, die leider nur drei Tage andauert. Nicht nur die Hormone, der Östrogen-Spiegel und deine Fruchtbarkeit schießen jetzt in die Höhe und sorgen für eine strahlende Haut, auch deine Stimmung erreicht ihren Höhepunkt. Du hast gute Laune, bist selbstbewusst, umgibst dich gern mit anderen Menschen und nutzt dein Energie-Level, um die Projekte umzusetzen, die du dir im Frühling überlegt hast. Nichts und niemand kann dich stoppen!
Phase #4: Die Lutealphase oder ‚Der Herbst‘
Oder doch? Wie die Blätter im Herbst von den Bäumen — so sinkt jetzt auch deine Motivation. Du bist lieber allein Zuhause, erledigst alles mit Ruhe und Achtsamkeit, schaffst Ordnung und Struktur. Dein Östrogen-Spiegel steigt nur noch langsam an, dafür schnellt der Testosteron-Spiegel jetzt in die Höhe und Progesteron wird ausgeschüttet. Sollte allerdings keine Befruchtung stattfinden, wird auch kein Progesteron mehr produziert und damit der Winter eingeläutet. Oder weniger poetisch ausgedrückt: Deine Menstruation setzt ein und der Zyklus beginnt von vorn.
Eigentlich ganz logisch, dass diese hormonelle Achterbahnfahrt nicht spurlos an dir vorüberzieht. Vor allem in der zweiten Hälfte der Lutealphase kann es sogar zu depressiven Verstimmungen oder PMS kommen. Die gute Nachricht: Du bist der Hormon-Achterbahn nicht hilflos ausgeliefert! Mithilfe von Apps oder auch analogen Kalendern kannst du deinen Zyklus tracken, um herauszufinden, wann du dich in welcher Phase befindest. So kannst du im Herbst und Winter mit gezielter Ernährung, geeigneten Sportarten und mehr Achtsamkeit entgegenwirken — und die Höhenflüge des Frühlings und des Sommers vollkommen auskosten!
Versuch’ nicht, deinen Zyklus deinem Leben anzupassen, sondern: GO WITH THE FLOW.
